Lohnt sich eine PV-Anlage für Musiker? Mein Erfahrungsbericht

Energie wird immer teurer – und als Musiker, der ein Heimstudio betreibt, kann der Stromverbrauch schnell in die Höhe gehen. Die Idee, eine eigene Photovoltaikanlage (PV-Anlage) zu nutzen, um den Strombedarf für Musikproduktion, Proben oder Live-Streaming zu decken, klingt verlockend. Aber lohnt sich das wirklich? Hier teile ich meine Erfahrungen mit meiner eigenen Anlage und gebe einen Überblick darüber, worauf Musiker achten sollten.
Meine PV-Anlage: Von der Einspeisung zum Speichersystem
Ich nutze bereits seit längerer Zeit eine Balkon-PV-Anlage, doch bis Oktober 2024 hatte ich nur eine direkte Einspeisung über einen Mikrowechselrichter. Selbst damit konnte ich bereits einen spürbaren Teil meines Stromverbrauchs decken.
Seit Oktober 2024 habe ich meine Anlage aufgerüstet und betreibe nun 5 Solarmodule mit jeweils 420 Watt sowie einen Anker Solix 2 Pro Speicher mit 1,6 kWh. Geplant sind noch ein bis zwei Zusatzakkus, um mehr Energie speichern zu können.
Wie viel Strom kann ich mit meiner Anlage decken?
Hier sind meine bisher gemessenen Werte für den Eigenverbrauchsanteil durch PV-Strom:
- Oktober: 13 % meines Strombedarfs
- November: 4 %
- Dezember: 2 %
- Januar: 7 %
- Februar: 11 %
- März: 24 % (bislang)
Deutlich zu sehen: Im Winter bringt die PV-Anlage wenig, aber sobald die Sonne im Frühjahr stärker wird, steigt der Ertrag.
Leistungsbegrenzung: Einspeisegrenze bei 800 Watt
Ein wichtiger Punkt, den jeder mit einer Balkonanlage bedenken muss: In Deutschland darf eine steckerfertige PV-Anlage maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen.
Das bedeutet:
- Wenn mehr Strom produziert wird als verbraucht oder gespeichert werden kann, geht dieser verloren.
- Das betrifft besonders sonnige Tage, an denen die Anlage über 1200–1300 Watt erzeugt, aber nur 800 Watt eingespeist werden dürfen.
- Falls ich selbst die 800 Watt nicht benötige, fließt der Überschuss automatisch ins Netz – ohne Vergütung.
In meinem Fall ist der Akku an sonnigen Tagen bereits bis 14 Uhr voll. Danach regelt das System die Einspeisung auf 800 Watt ab – der Rest geht ungenutzt verloren. Mit einem größeren Speicher könnte ich noch mehr selbst verbrauchen und Verluste vermeiden.
Warum ist das für Musiker interessant?
Musiker, die ein Heimstudio betreiben, haben oft einen hohen Dauerverbrauch durch Computer, Monitore, Verstärker und Audiogeräte. In meinem Fall sind der iMac und der 32-Zoll-Breitbildmonitor die größten Stromfresser. Wer zusätzlich mit strombetriebenen Heizungen oder Klimaanlagen arbeitet, sollte diesen Faktor mit einberechnen.
Das Problem mit den Nutzungszeiten
Ein wichtiger Punkt: Wann nutzt du dein Studio am meisten?
- Morgens (9-13 Uhr): Perfekt für PV-Anlagen, da dann die meisten Erträge erzielt werden.
- Abends (18-22 Uhr): Problematisch, weil dann kaum Solarstrom zur Verfügung steht.
Ich selbst arbeite an freien Tagen vormittags, was gut passt. An normalen Arbeitstagen hingegen nutze ich das Studio erst abends – dann ist meine PV-Anlage leider nicht mehr produktiv. Hier kann ein größerer Akku-Speicher helfen, um tagsüber gespeicherte Energie abends zu nutzen.
Wetterabhängigkeit: Ein nicht zu unterschätzender Faktor
Natürlich ist die Stromproduktion stark vom Wetter abhängig. An sonnigen Tagen kann die PV-Anlage gut Leistung liefern, aber an bewölkten Tagen oder im Winter sind die Erträge deutlich geringer. Besonders im Dezember und Januar konnte ich das spüren – in diesen Monaten lag mein Stromanteil aus PV bei nur 2 bis 7 %.
Ein weiteres Problem im Winter:
- Die Sonne steht sehr tief, wodurch die Module weniger Licht abbekommen.
- Zusätzlich habe ich viel Schatten durch die Häuser gegenüber, was die Leistung weiter reduziert.
Das bedeutet:
- Eine größere PV-Anlage oder ein zusätzlicher Speicher kann helfen, wetterbedingte Schwankungen auszugleichen.
- Wer einen gleichmäßigen Energiebedarf hat, sollte nicht nur auf PV setzen, sondern den Reststrombedarf gut planen (z. B. mit günstigeren Nachtstromtarifen oder flexiblerem Arbeiten am Tag).
Lohnt sich das finanziell?
Das hängt stark von der eigenen Nutzung und der Ausrichtung der Module ab. Ich habe meine gesamte Anlage inklusive Halterungen durchgerechnet und komme auf eine Amortisationszeit von 4 bis 5 Jahren. Danach produziert die Anlage „kostenlosen“ Strom – eine attraktive Aussicht!
Gibt es Probleme mit der Anlage?
Nein. Störungen im Audiosignal oder Brummen durch das PV-System hatte ich bisher nicht. Auch die Integration in mein Heimnetzwerk war problemlos.
Mein Fazit: Sollte sich jeder Musiker eine PV-Anlage zulegen?
Das muss jeder für sich durchrechnen. Wer viel tagsüber im Studio arbeitet und Geräte mit hohem Stromverbrauch hat, kann stark profitieren. Besonders mit einem zusätzlichen Speicher lässt sich der Eigenverbrauch maximieren. Wer aber nur abends im Studio arbeitet oder stark wetterabhängigen Strom nicht gut in seinen Alltag integrieren kann, sollte sich genau überlegen, ob sich eine PV-Anlage lohnt.
Für mich war es eine lohnende Investition – und mit einem größeren Akku werde ich meine Energieautarkie noch weiter steigern.
Schaut euch gern das Video auf meinem Zweitkanal an:
https://youtu.be/_oMMM2ejv6s
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